16. Dezember 2015

Stefan Fuchs
Bei Fuchs schlägt das Herz auf der Insel

(Text) Michel Eggimann (Foto)

Dr. Heinz Jürg Bertram mit Obermatt Gold Pin 2015
Profil

Stefan Fuchs wurde im Alter von 35 Jahren CEO des Schmierstoffspezialisten Fuchs Petrolub. Das Unternehmen ist an der Börse, doch ein anderer Einfluss gibt ihm eine gewisse Unabhängigkeit.

Mannheim, Friesenheimer Insel, Friesenheimerstrasse. Hier ist die Heimat von Fuchs Petrolub. Und das seit 1931. Anders als noch bei der Gründung sind die Dimensionen. Heute reiht sich ein Gebäude des Unternehmens ans andere. Eines davon ist die Zentrale. Wenn man das Verwaltungsgebäude um die Mittagszeit betritt, ist viel Betrieb um einen herum, denn die Türe zur Kantine befindet sich direkt neben dem Empfang. Die Empfangsdame wird herzlich mit einem „Mahlzeit“ begrüsst und dann geht’s ab Richtung Buffet.

„Wir vom Vorstand nehmen am alltäglichen Leben bei uns teil ohne besondere Privilegien zu haben.“

„Lieben gelernt“

Stefan Fuchs, der CEO des Schmierstoffspezialisten, isst selbst auch in der Kantine. Er legt viel Wert auf soziale Werte und lebt diese auch vor. „Wir vom Vorstand nehmen am alltäglichen Leben bei uns teil ohne besondere Privilegien zu haben“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Stefan Fuchs ist durch und durch ein Mannheimer Junge. Er ist in der Rhein-Neckar-Metropole geboren, zur Schule gegangen und hat an der örtlichen Uni Betriebswirtschaftslehre studiert. „Lieben gelernt“ hat er das Unternehmen jedoch weit weg von der Heimat. Der 47-Jährige absolvierte 1994 ein Praktikum in den USA. In Übersee hat der Mannheimer realisiert, dass Fuchs Petrolub stark anwendungsbezogen ist und beim Kunden, Nutzen zu schaffen im Vordergrund steht, nicht etwa der reine Produktverkauf..

„Familiengeprägter Kapitalmarktkonzern“

Heute führt Stefan Fuchs mit seinem Team das Unternehmen und ist somit massgeblich beteiligt an der Strategie sowie der Reputation von Fuchs. Dies tut das Management erfolgreich. Regelmässig wird Fuchs Petrolub für besondere Leistungen ausgezeichnet. In den Rankings von Obermatt ist Fuchs seit fünf Jahren stets vorne dabei. Das trotz oder gerade wegen des speziellen Aufbaus des Unternehmens. Der CEO nennt es einen „familiengeprägten Kapitalmarktkonzern“. Sie konzentrierten sich auf das Positive von beiden Seiten, meint er dazu. Soll heissen, dass da zum Einen die Familie Fuchs ist mit 54 % der Stimmrechtsanteile und so den Konzern mitprägt. Zum Anderen hält die Familie nur ein gutes Viertel des gesamten Kapitals und ermöglicht somit grössere Beteiligungen. Stefan Fuchs sagt dazu: „Die Familie prägt den Konzern nicht indem sie ihm den Stempel aufdrückt, sondern gibt dem Unternehmen die Unabhängigkeit, die elementarer Bestandteil des Geschäftsmodels ist. Auf der anderen Seite kann man das Unternehmen mit gut einem Viertel des Kapitals nicht wie ein Familienunternehmen führen.“

„Aus dem Nichts heraus“

Es war sein Grossvater, der das Unternehmen in Mannheim gegründet hat. Wie Stefan Fuchs sagt „aus dem Nichts heraus“ während den Jahren um den zweiten Weltkrieg. Begonnen hat er damit, mit dem Fahrrad Öl auszufahren. Trotz der Unruhen ist das Geschäft rasch grösser geworden und es entstand ein Unternehmen. Der Gründer blieb bis zu seinem Tode an der Spitze des Unternehmens. Dann übernahm Stefan Fuchs Vater Manfred Fuchs die Geschicke. Der hat die Firma - damals noch mit einem deutschen Standpunkt und internationalen Exporten - zu einem internationalen Konzern ausgebaut. Als der Vater vom heutigen CEO in Rente ging, hinterliess er ein börsenkotiertes Unternehmen mit einem Umsatz über einer Milliarde und weltweiter Präsenz. Übergeben hat er an seinen Sohn. Seit diesem Zeitpunkt ist der Vater von Stefan Fuchs im Aufsichtsrat und hält sich im Hintergrund.

Anton Kleinheinz, BRAINFORCE AG: Herr Fuchs, Sie sind nun seit 12 Jahren CEO der Fuchs Petrolub. Was ist heute anders als vor 12 Jahren?

Stefan Fuchs: Zum einen ist die Firma bedeutend größer und noch breiter aufgestellt. Ich habe tolle Kollegen in der Führung und wir haben insgesamt ein motiviertes und engagiertes Team. Zum anderen bin ich zwölf Jahre älter, das merkt man. Ich habe nun Kollegen, die zehn Jahre jünger sind als ich und ganz anders ticken als ich. Für mich gilt es, auf der Hut zu sein und ständig für Veränderungen offen zu sein. Man muss andere Ansichten und Meinungen hören und damit umgehen. Die Welt dreht sich schnell und man hat immer Kollegen mit guten Ideen. Als CEO muss ich aufpassen, dass ich nicht nur in meinem Büro mein alleiniges Dasein trübe, sondern dass ich Kulturen pflege, in denen Leute sich auch kritisch äussern und Verbesserungsvorschläge präsentieren.

Ihr Konzern umfasst heute über 50 Gesellschaften. Sitz ist wie 1931 bei der Firmengründung Mannheim. Was bedeutet das für Sie persönlich?

Die Stadt Mannheim und die Metropolregion Rhein-Neckar hat alles was man braucht: gute Anbindungen mit dem Auto, der Bahn und dem Flugzeug. Ein tolles kulturelles und sportliches Angebot, hervorragende Ausbildungseinrichtungen und viele Freizeitmöglichkeiten machen das Leben hier lebenswert. Wir arbeiten hier in unserem Mannheimer Werk sechs Tage die Woche rund um die Uhr. Das ist im Hafengebiet hier auf der Friesenheimer Insel angenehmer als in der Innenstadt. Hier haben wir unsere Wurzeln. Hier schlägt unser Herz. Deswegen haben wir hier auch unsere Konzernzentrale und die ist eben gleichzeitig am Standort der grössten operativen Einheit.

Sie sind nicht nur CEO des familiengeprägten Konzern Fuchs Petrolub sondern auch Familienvater. Bleibt genügend Zeit für Ihre beiden Kinder und die Frau?

Ja, wir teilen die selben Hobbies und unternehmen viel zusammen in der Natur. Wir versuchen am Wochenende möglichst viel Zeit als Familie zu verbringen.

Wie viel bekommen die Kinder vom Unternehmen mit?

Ein gewisses Interesse ist schon da. Die ältere Tochter studiert, wie ich es tat, an der Uni Mannheim Betriebswirtschaftslehre. Insgesamt versuchen wir das Interesse dieser 4. Generation an der Firma zu wecken, damit auch die künftige Generation als Ankeraktionär die Firma positiv begleitet.

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