26. September 2012

Peter Bühlmann
An der Spitze rennt es sich einfacher als am Schluss

Lösungsorientiert, leidenschaftlich und pragmatisch: wie CEO Peter Bühlmann die Neue Aargauer Bank in die Zukunft führt.

(Text), Marc Schäfer (Foto)


Er ist 54 Jahre und ein alter Hase im Bankgeschäft: Als 16-Jähriger hat Peter Bühlmann mit einer Banklehre bei der Credit Suisse angefangen und ist dort bis 2007 geblieben. Seitdem ist er als CEO bei der Neuen Aargauer Bank tätig – und überaus erfolgreich.

Das Obermatt Ranking hat sowohl die «Best Investment Multiyear Performance 2009–2011» als auch die «Best Operative Performance 2011» der NA B ausgezeichnet. Ein Erfolg, den Bühlmann auch auf eine fokussierte Strategie zurückführt: Die Regionalbank konzentriert sich auf den Kanton Aargau und hat dort Anfang 2012 die 35. Geschäftsstelle eröffnet. Das Ergebnis: Jedes zweite Unternehmen im Aargau hat eine Geschäftsbeziehung zur NAB und jedes vierte Wohneigentum wird durch sie finanziert. Diese Nähe ist dem Bankchef auch bei seinen Mitarbeitenden wichtig, für die sich der lösungsorientierte Pragmatiker auch als Sparringpartner versteht. Seine Leute können immer mit Problemen zu ihm kommen – solange sie auch Lösungsvoschläge mitbringen. Das hat sich herumgesprochen. Mittlerweile kommt keiner mehr nur mit den Problemen zum Chef. Dass er selbst lieber in Lösungen als in Problemen denkt, hat er in den letzten fünf Jahren als CEO bewiesen. Zum Beispiel mit dem Aufbau und der Neupositionierung des heute erfolgreichen Private Banking. Bei der NA B wurde das Private Banking unter seiner Führung dezentralisiert und an
sechs Regionensitzen etabliert. Denn, so Bühlmann, «der Badener geht nicht gern nach Aarau und der Fricktaler fühlt sich in erster Linie als Fricktaler und erst in zweiter Linie als Aargauer». Deshalb werden jetzt für alle Geschäftsfelder sämtliche Beratungskompetenzen auch an den Regionensitzen angeboten. Die sechs Regionenleiter sind Mitglieder der erweiterten Geschäftsleitung, vertreten die Bank in der Öffentlichkeit und sorgen dafür, dass Synergien optimal genutzt werden. Der grösste Wachstumstreiber im Private Banking sind die Berater im Firmenkundengeschäft, weil sie ganz nahe am Unternehmer, dem Unternehmen sowie den Finanzchefs sind.

Kunden sind Chefsache

Seine Aufgabe sieht Bühlmann auch darin, Kundennähe vorzuleben: «Wenn wir Berater wollen, die die Nähe zum Kunden suchen, dann müssen die Vorgesetzten das auch vorleben. Ich bin oft bei Kundenbesuchen dabei, genauso wie meine Geschäftsfeldleiter. Das wird nicht delegiert, im Gegenteil: Der Kunde ist Chefsache.» Diese Vorbildfunktion ist für Bühlmann ein wichtiger Teil seines Führungsstils. Nachwuchs-Führungskräften legt er deshalb immer wieder ans Herz, sich dieser Signalwirkung von allem, was sie tun – oder nicht tun – bewusst zu sein.

Seit 1974 mit Leidenschaft dabei

Ein zweiter Pfeiler seiner Führungsphilosophie heisst Leidenschaft. In seinen Einstellungsgesprächen will er diese Leidenschaft, verbunden mit einer positiven Grundhaltung und innerer Motivation, spüren. Er selbst ist auch nach fast 40 Jahren in der Branche immer noch voller Begeisterung. Da verwundert es nicht, dass sich Bühlmann vorstellen kann, auch das halbe Jahrhundert voll zu machen: «Ich schliesse nicht aus, dass ich in 10 Jahren noch auf dem Bankenparkett bin. Die Branchenunterschiede sind in der Führung nicht so gross wie man meint: Es geht immer um Menschen, Motivation, Ziele und darum, in Varianten zu denken, gute Teams zu bilden und Führungsteams komplementär zusammenzustellen.» Als Nächstes will Bühlmann das Anlagengeschäft weiter ausbauen. Ausserdem sieht er grosses Potenzial im Vorsorgemarkt. Getreu seinem Lebensmotto «Bewege und bringe vorwärts» glaubt Peter Bühlmann, dass er auch in den nächsten Jahren noch viel bewegen kann. Wenn er dabei weiterhin mit so viel Passion, Pragmatismus und Konsequenz an die Arbeit geht, dann glauben wir das auch.

Warum ist das Private Banking stark gewachsen?

Die Dezentralisierung im Jahr 2008 führte zu einem Wachstumsschub. Stärker geworden sind wir auch durch die Professionalisierung der verschiedenen Produktbereiche unter einer Leitung. Die Performance unserer Vermögensverwaltungs-Mandate stimmt. Wir haben zwei Mal in Folge den BILANZ Award fürs beste Private Banking der Regionalbanken gewonnen. Wir haben den Beratungsprozess strukturiert und verfeinert und alle Private Banking Berater nach strengen Vorgaben zertifiziert. Das Erfolgsgeheimnis heisst konsequente Umsetzung.

Was braucht es für eine konsequente Umsetzung?

Ein starkes Management, das die Entscheide mitträgt und motivierte Mitarbeitende, die verstehen, warum sie notwendig sind. Und eine Erfolgsspirale, die zum grössten Motivator von allen wird. Das ist auch ein Credo von mir: Als Chef jeder Organisationseinheit müssen Sie schauen, dass die Erfolgsspirale möglichst schnell zum Drehen kommt, denn an der Spitze rennt es sich einfacher als am Schluss.

Im BILANZ Ranking steht, dass oft ein Expertenteam die Lösungen für Kunden erstellt.

Hinter Anfragen in der Grössenordnung von mehreren Millionen stecken komplexe Fragestellungen. Da erwarten wir von unseren Private Banking Beratern, dass sie als Generalunternehmer für ihre Kunden agieren und interne Fachspezialisten hinzuziehen. Wir können einem Kunden beispielsweise einen Mehrwert verschaffen, wenn es um Themen wie Vorsorge und Pensionierung geht, weil wir bei Fragestellungen rund um die Pensionskasse auf hauseigene Experten zurückgreifen können.

Regionale Kundennähe mit Zugang zur globalen Credit Suisse – ein Widerspruch?

Im Gegenteil, diese Kombination ist ein USP, den keine andere Bank im Aargau hat: professionell wie eine grosse und kundennah als regionale Bank. Wir profitieren zum Beispiel im Private Banking vom Research von Experten aus der ganzen Welt oder können auf das Korrespondentennetz der CS für Garantiegeschäfte in Asien zurückgreifen. Bei alldem haben wir einen unabhängigen Verwaltungsrat, einen eigenständigen Marktauftritt und treffen alle Markt- und Risikoentscheide selbstständig.

Geht es der Führung gut, geht es den NAB -Mitarbeitenden gut. Was sagen Sie dazu?

Ich teile Ihre Aussage: Wichtig ist, dass die Führung den Rahmen vorgibt. Bei uns sind dies fünf klar definierte Führungsgrundsätze, an denen sich die Führung aller Stufen messen lässt. Das motiviert die Mitarbeitenden. Denn sie sind der matchentscheidende Faktor – und die Erfolgsspirale dreht sich.

Herr Bühlmann, Sie haben das letzte Wort.

Ihre Auszeichnung ist für mich die Bestätigung, dass wir vieles richtig machen, aber auch Ansporn, unsere Bank weiter vorwärts zu bringen. Noch schöner wäre es, sie würden meine Mitarbeitenden und die NAB als eine der besten Schweizer Regionalbankendes Jahres auszeichnen.