26. September 2012

Bernard Kobler
Jetzt wird es persönlich

Luzerner Kantonalbank-Chef Bernard Kobler setzt auf Kundennähe, Effizienz und die persönliche Note.

(Text), Marc Schäfer (Foto)


Eigentlich wollte er mal eine grosse Ranch in den USA führen. Als er im Rahmen seines Agronomiestudiums ein Praktikum machen musste, entschied er sich für die damalige SBG – und blieb in der Bankenbranche. Bis heute hat Bernard Kobler, CEO der Luzerner Kantonalbank, die Entscheidung nie bereut.

Inzwischen kann der 55-Jährige auf eine lange und erfolgreiche Karriere als Banker zurückblicken. 2012 hat die LUKB unter seiner Führung mit ihrem Gewinn nach Steuern erstmals in einem Halbjahr die 90-Millionen-CHF -Marke überschritten. Für Kobler hat dieser Erfolg auch mit der breiten Aufstellung der Universalbank zu tun, durch die momentan schwächere Bereiche wie das Kommissionsgeschäft kompensiert werden können. Ausserdem setzt der gebürtige Luzerner regelmässig auf Effizienzsteigerungen und Kostenoptimierungen: «Wir versuchen nicht nur alle paar Jahre im Rahmen von Effizienzsteigerungsübungen zu optimieren, sondern sehen das als Teil unseres täglichen Geschäfts. Oft sind das ganz kleine Schritte, aber die gehen wir kontinuierlich.» Und offensichtlich nach vorn geführt: Die LUKB ist in der Region Marktführer im Hypothekar- und Privatkundengeschäft. Im Firmenkundengeschäft ist die Bank auch ausserhalb des Kantons aktiv und im Private Banking will Kobler bald von der Nummer 2 zur 1 werden. Parallel zu solchen Wachstumsstrategien will sich der CEO mit «strategischen Initiativen» differenzieren. So bietet die Bank zum Beispiel spezifische Beratung im Bereich privater Vorsorge an oder zeigt im Private Banking auch auf, wie Kunden in schweren Zeiten ihr Vermögen erhalten können. Diese Ausrichtung auf einen Mehrwert für den Kunden, hält Bernard Kobler für besonders wichtig – sowohl bei der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen als auch in der Kommunikation und der Führungs- und Verkaufsausbildung. Darüber hinaus legt er Wert darauf, dass jeder Berater seine Persönlichkeit in den Kundenkontakt einbringt – anstatt auswendig gelernte Sätze «herunterzurattern». Kobler ist überzeugt: «Einfach ein Geschäft abwickeln kann man bei jeder Bank. Aber die Mehrheit der Kunden schätzt und sucht diese persönliche Note.»

Den Puls an der Basis spüren

Was er damit meint, zeigt er jeden Monat in seiner CEO -Sprechstunde. Hier dürfen alle Interessierten einen Nachmittag lang Fragen an den Bankenchef stellen. Das kommt sehr gut an – und entspricht Koblers Wunsch «den Puls an der Basis zu spüren». Genau wie die meisten seiner Kunden bereitet er sich auf diese Gespräche gut vor: «Mein Ziel ist es, dass am Ende des Gesprächs auch ein Ergebnis steht und die Angelegenheit zur Zufriedenheit der jeweiligen Person geklärt ist.» Um sicher zu stellen, dass sich die Kunden auch wirklich mit persönlichen Anliegen zum Chef trauen, ist bei diesen Gesprächen kein anderer Mitarbeiter der Bank anwesend. Vom Ethikprofessor, der über die Wertvorstellungen eines Managers in der heutigen Zeit diskutieren will, bis zu Kunden, die wissen wollen, was der CEO der Bank zu ihren LUKB-Erfahrungen sagt, erlebt Kobler hier die unterschiedlichsten Dinge – und lernt viel. Ein junges Ehepaar wollte seine Meinung zu Kinderkrippen, Erziehung und Frauenförderung wissen. Als Kobler am Schluss des Gesprächs fragt, warum sie diese Themen eigentlich gerade mit ihm besprechen wollten, war die Antwort: Sie suchten eine Bank, bei der auch der Chef Ansichten vertritt, die sie mittragen könnten. Viele dürften sie nicht gefunden haben, bei denen sie den Mann an der Spitze eine halbe Stunde lang ausfragen durften. Aber nicht umsonst nennt sich die LUK B auch «Meine Bank». Mit Kobler hat sie das perfekte Pendant zu diesem Slogan gefunden. «Mein CEO » – eine weitere Auszeichnung, die Bernard Kobler sich verdient hätte.

Privat sind Oldtimer eine Leidenschaft von Ihnen. Warum?

Das Fahren mit einem Oldtimer macht mir einfach mehr Freude und ist viel direkter, unmittelbarer – er hat ja keine Assistenzhilfen oder Elektronik. Für mich sind Oldtimer eine Möglichkeit, meine Individualität auszudrücken. Ich bin kein Sammler oder Restaurierer – ich benutze meine Oldtimer und fahre täglich damit zur Arbeit.

Als wie wichtig empfinden Sie Leidenschaft im Beruf?

Leidenschaft ist eine unabdingbare Voraussetzung. CEO ist ja ein sehr nüchterner, technischer Begriff, den man mit Leidenschaft ausfüllen muss, um zu einem guten Chef zu werden. Letztlich muss jeder Einzelne diese Freude am Beruf selbst entwickeln. Aber ich lebe sie gerne vor, denn sie kann durchaus ansteckend wirken.

Herr Kobler, wo sehen Sie sich in 10 Jahren?

Ich gehe davon aus, dass ich dann – mit 65 Jahren – nicht mehr operativ tätig bin, sondern ein paar VR-Mandate und etwas mehr Spielraum für Freizeit und Reisen habe.

Welche immateriellen Werte sind für Sie besonders erhaltenswert?

Mir persönlich ist wichtig, gesund zu sein, eine Familie zu haben, die man liebt und von der man geliebt wird. Auch generell Freude am Leben zu haben und mit dem, was man macht zufrieden zu sein. Das Privileg, in einem friedvollen Land wie der Schweiz zu leben. Und gute Freunde zu haben. Das alles sind für mich absolut elementare Werte.