24. Juli 2025

Erfolg in effizienten Märkten


Erfolg in effizienten Märkten

Markteffizienz: Was es ist

Die Markteffizienzhypothese (englisch Efficient Market Hypothesis, EMH) besagt, dass Finanzmärkte alle verfügbaren Informationen in den aktuellen Aktienkursen widerspiegeln. In einem effizienten Markt sind Aktienkurse also sozusagen „richtig“ in dem Sinne, dass keine systematischen Fehlbewertungen existieren, die ein Anleger ausnutzen könnte. Preisänderungen erfolgen hauptsächlich durch neue Informationen, die bis dato noch nicht bekannt waren. Sobald eine neue Information öffentlich wird, wird sie von den Marktteilnehmern sofort verarbeitet, was zu einer prompten Anpassung des Preises führt. Dieses Konzept impliziert, dass es sehr schwierig ist, den Markt dauerhaft zu schlagen. Wenn Kurse alle bekannten Informationen bereits einpreisen, gibt es keine Geheimtipps mehr, etwaige Unter- oder Überbewertungen würden sofort durch "arbitrage-hungrige" Anleger ausgeglichen. Oft wird bildlich gesagt, ein Affe, der blindlings mit Dartpfeilen auf die Finanzseite einer Zeitung wirft, hätte ähnlich gute Chancen wie ein Profi, wenn die Märkte wirklich effizient sind. Mit anderen Worten: Stock-Picking oder Market-Timing bringen in einem vollkommen effizienten Markt keinen systematischen Vorteil.

Wichtig ist, dass Markteffizienz nicht bedeutet, dass Kurse niemals schwanken oder dass sie den „wahren“ inneren Wert eines Unternehmens zu jedem Zeitpunkt perfekt abbilden. Vielmehr bedeutet es, dass etwaige Abweichungen vom inneren Wert rein zufällig und unvorhersehbar auftreten – es gibt kein zuverlässiges Muster, das ein Anleger für garantierte Überrenditen ausnutzen könnte. Die EMH steht damit in engem Zusammenhang mit der Zufallswanderung (Random Walk) der Aktienkurse: Wenn alle verfügbaren Informationen bereits eingepreist sind, bewegen sich Kursänderungen zufällig (oder zumindest so, als wären sie zufällig). Für Privatanleger ist dieses Konzept deshalb zentral, weil es die Erfolgsaussichten verschiedener Anlagestrategien (z.B. aktives Stock-Picking vs. passives Investieren) grundlegend beeinflusst.

Geschichte

Die Wurzeln der Markteffizienz-Idee reichen über ein Jahrhundert zurück. Bereits im Jahre 1900 vermutete der französische Mathematiker Louis Bachelier in seiner Dissertation, dass Aktienkurse einem Zufallsprozess folgen. Er stellte fest, dass vergangene, aktuelle und sogar erwartete zukünftige Ereignisse im aktuellen Preis enthalten sind, ohne dass sich daraus einfache Vorhersagen für künftige Preisänderungen ableiten liessen. Bachelier war damit seiner Zeit voraus; seine Arbeit geriet lange in Vergessenheit, bis sie in den 1950er-Jahren von Statistikern und Ökonomen (u.a. Paul Samuelson) wiederentdeckt wurde.

In den 1960er-Jahren legten Fortschritte in der Informationstechnologie den Grundstein für systematische Untersuchungen der Finanzmärkte. Der Ökonom Paul Samuelson formulierte 1965 eine Theorie, dass in einem Markt, der alle Informationen verarbeitet, Preisänderungen unvorhersehbar sein müssen, andernfalls würden findige Anleger jede Vorhersagbarkeit sofort ausnutzen und damit eliminieren. Unabhängig davon untersuchte zur gleichen Zeit der junge Finanzwissenschaftler Eugene F. Fama an der Universität Chicago die Aktienkursentwicklungen. Durch umfangreiche statistische Analysen bestätigte Fama das, was Samuelson logisch hergeleitet hatte: Aktienkursänderungen sind nicht vorhersagbar, sie folgen keinem Muster, aus dem sich einfach Gewinn schlagen liesse. Fama prägte dafür 1965 den Begriff des „effizienten Marktes“, in dem „Preise alle verfügbaren Informationen vollständig widerspiegeln“.

Famas Arbeiten, darunter sein Übersichtsartikel von 1970, machten die Markteffizienzhypothese zu einem zentralen Paradigma der Finanzwissenschaft. In diesem Rahmen definierte er auch die verschiedenen Ausprägungen von Markteffizienz und fasste den damaligen Forschungsstand zusammen. Die 1970er und frühen 1980er Jahre gelten als Hochzeit der EMH in der akademischen Welt, sie wurde von vielen Ökonomen als quasi erwiesen betrachtet. Der Finanzforscher Michael Jensen ging 1978 sogar so weit zu behaupten: „Es gibt in der Volkswirtschaftslehre kein anderes Postulat, für das es stärkere empirische Belege gibt als für die Markteffizienzhypothese“. Diese starke Formulierung zeigt, welchen Stellenwert die EMH erlangt hatte.

Gleichzeitig führte das wachsende Vertrauen in die Markteffizienz auch in der Praxis zu Veränderungen: 1975 wurde in den USA der erste Indexfonds für Privatanleger eingeführt, inspiriert von der Idee, dass aktive Fondsmanager den Markt ohnehin nicht schlagen können. Fama selbst wurde 2013 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet, (zusammen mit Robert Shiller), eine Ehrung sowohl für seine Pionierarbeit zur Markteffizienz als auch für sein Gesamtwerk in der Finanzmarktforschung.

Die drei Formen der EMH

Eugene Fama unterteilte die EMH in drei Ausprägungen, je nachdem, welche Informationsmenge jeweils als „im Kurs enthalten“ angenommen wird:

Schwache Markteffizienz: In der schwachen Form spiegelt der aktuelle Kurs alle Informationen wider, die in der Vergangenheit im Kursverlauf enthalten waren. Insbesondere sind alle historischen Preise und Handelsvolumina bereits berücksichtigt. Konsequenz: Die technische Analyse, also der Versuch, aus Chartmustern oder historischen Kursdaten zukünftige Kursbewegungen abzuleiten, ist zum Scheitern verurteilt. Vergangenheits-Trends bieten keinen verlässlichen Vorteil, da der Markt sie schon verarbeitet hat. Allerdings bleiben fundamentale Informationen in dieser Form der Effizienz noch unvollständig eingepreist. Das bedeutet, dass die Fundamentalanalyse, etwa durch die Bewertung von Unternehmenskennzahlen, Geschäftsmodellen oder makroökonomischen Faktoren, weiterhin Potenzial bietet, um überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Wer besser analysiert als der Durchschnitt, kann hier theoretisch noch einen Informationsvorsprung nutzen.

Halbstarke Markteffizienz: Diese mittlere Form unterstellt, dass alle öffentlich verfügbaren Informationen im aktuellen Preis enthalten sind. Dazu zählen z.B. Nachrichten, Bilanzen, Konjunkturdaten, Analystenberichte etc. Konsequenz: Keine öffentlich zugängliche Information kann genutzt werden, um den Markt zu schlagen. Weder die Charttechnik noch die Fundamentalanalyse (die Analyse von Geschäftskennzahlen, Nachrichten usw.) liefern Überrenditen, da neue öffentlich bekannte Informationen sofort eingepreist werden. Ein Beispiel: Wenn ein Unternehmen überraschend gute Quartalszahlen vorlegt, steigt der Aktienkurs typischerweise innerhalb von Minuten oder sogar Sekunden. Wer erst am nächsten Tag kauft, kommt zu spät, da die Information dann bereits im Kurs enthalten ist.

Starke Markteffizienz: In ihrer stärksten Ausprägung besagt die EMH, dass sämtliche Informationen, sowohl öffentliche als auch private (insbesondere Insiderinformationen), im Kurs enthalten sind. Mit anderen Worten: Selbst ein Insider mit vertraulichem Vorwissen könnte keinen Vorteil erzielen, weil auch diese nicht-öffentlichen Informationen bereits eingepreist wären. Konsequenz: Kein Anleger kann den Markt systematisch schlagen, nicht einmal durch Insiderhandel oder Spezialwissen. Diese starke Form gilt als theoretisches Extrem und hält in der Praxis offensichtlich nicht vollständig stand – schliesslich zeigen Insiderhandels-Skandale, dass Personen mit exklusivem Wissen durchaus Gewinne erzielen können, bevor die breite Masse informiert ist.

In der Realität wird der Aktienmarkt oft als „ziemlich effizient“ in der schwachen und halbstarken Form angesehen, während die starke Form kaum jemand für realistisch hält. Praktisch bedeutet das: Vergangene Kursmuster und öffentliche News bieten kaum Ansatz, den Markt zu übertreffen, aber es ist durchaus möglich, dass Insider oder andere Personen mit verborgenem Wissen kurzfristig einen Informationsvorsprung haben.

Kritik

Trotz ihrer breiten Akzeptanz in der Wissenschaft ist die Markteffizienzhypothese nicht unumstritten. Kritiker bemängeln insbesondere, dass die EMH von einem idealisierten Anlegerbild ausgeht; einem rational handelnden Marktteilnehmer mit vollständiger Informationsverarbeitung. Die Realität zeigt jedoch, dass Menschen häufig emotional agieren, psychologischen Verzerrungen unterliegen (z. B. Herdenverhalten, Überoptimismus, Verlustaversion) und Informationen oft selektiv wahrnehmen. Diese Kritikpunkte haben zur Entwicklung der Verhaltensökonomie (Behavioral Finance) geführt, die viele Marktphänomene besser erklären kann, etwa das Entstehen von Spekulationsblasen oder das systematische Auftreten von Anomalien wie dem Value- oder Momentum-Effekt. Auch das sogenannte „Grossman-Stiglitz-Paradoxon“ stellt die EMH infrage: Wenn Märkte tatsächlich vollkommen effizient wären, gäbe es keinen Anreiz mehr, Informationen zu analysieren, doch ohne Informationsanalyse könnten keine effizienten Preise entstehen. Viele Forscher und Praktiker sind sich deshalb einig, dass Märkte oft effizient sind, aber nicht immer. Der Markt kann systematische Fehler machen, insbesondere dann, wenn Emotionen, Unsicherheiten oder neue Technologien ins Spiel kommen.

Bedeutung für Privatanleger

Doch daraus folgt nicht, dass Stock-Picking per se sinnlos ist. Wer mit einem rationalen, datenbasierten Ansatz vorgeht und breit genug diversifiziert, kann gezielt von Marktineffizienzen profitieren. Durch Anlage in einzelne Aktien-Titel kann die Gewichtung in Branchen und Regionen direkt gesteuert und dadurch von langfristigen Trends besser profitiert werden. Doch das Finden dieser Chancen beansprucht Zeit und benötigt Know-how.

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Fazit

Die Markteffizienzhypothese hat unser Verständnis von Finanzmärkten tiefgreifend geprägt und liefert wichtige Argumente für passives Investieren. Sie mahnt zur Vorsicht vor übertriebenem Vertrauen in kurzfristige Prognosen und unterstreicht, wie schwer es ist, den Markt systematisch zu schlagen. Dennoch bedeutet Markteffizienz nicht, dass alle Chancen verschwunden sind. Gerade weil viele Marktteilnehmer emotional oder kurzsichtig handeln, entstehen immer wieder Ineffizienzen und genau hier liegt der Ansatzpunkt für datenbasiertes Stock-Picking.

Privatanleger können von diesen Gelegenheiten profitieren, wenn sie diszipliniert, breit diversifiziert und mit einem systematischen Ansatz vorgehen. Emotionen, Spekulation und blinder Aktionismus haben auf diesem Weg keinen Platz. Stattdessen braucht es fundierte Daten, objektive Bewertungen und eine klare Strategie.



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